Reiseziele Schweiz im Winter: Hüttenzauber Prafandaz

Eine Gruppe von Stammgästen fachsimpelt: „Fondue, das ist Glaubenssache. Ich schwöre auf Moitié-Moitié, halb Vacherin und halb Gruyère", sagt Robert, ein Engländer, der seit Jahrzehnten immer wieder in seiner Wohnung in Leysin die Ferienzeit verbringt. Regelmässig besucht er das Chalet-Restaurant Prafandaz oberhalb Leysin - es gehört zu den beliebten Reisezielen in der Schweiz. Mit Kennerblicken studieren seine Freunde die Karte, denn hier regiert der unorthodoxe Varietätenreichtum. Fondue mit Bier zubereitet, mit Apfelwein, mit Curry, Tomaten, Bleu d'Auvergne, mit Steinpilzen und Champagner und sogar aus Zigenkäse, 20 Sorten. Lange habe er getüftelt, sagt Pierre Alain Widmer, der in dritter Generation zusammen mit seiner Partnerin Valérie Lebeau das Restaurant führt: „Es war schwierig, die richtige Konsistenz zu erhalten, denn Ziegenkäse ist weniger sämig als Kuhkäse." Das Essen wird hier auf Papiersets gestellt, die ein Stück Schweizer Heimat zeigen und deren Kunst zwei Bergketten weiter hinten entsteht, im Berner Oberland: Der Scherenschnitt, hier als Schwarz-Weiss-Druck zur funktionalen Essunterlage gestaltet.
Das Chalet als beliebtes Reiseziel Schweiz, davon träumt man nach einem Besuch noch lange. Wer es bequem à l'ancienne will, nimmt das Zahnradbähnchen von Aigle nach Leysin. Dann führen Schneeschuhwege hinauf, Winterwanderer gehen die gepfadete Strasse hoch. Im Innern des 150-jährigen Chalets sind die Fensterscheiben mit den rotweiss gehäuselten Vorhängen beschlagen. Es herrscht gemütlich-sympathische Enge. Schneeschuhläufer, die mit vereisten Haaren hereinkommen, erzählen von Gämsen und Schneehasen. Scheint die Sonne, sitzt man auf der Terrasse, und vielleicht zieht der Adler weit oben in den Lüften seine Kreise. Jeweils am Freitag Abend windet sich ein Feuerwurm von Leysin nach Prafandaz hoch, la montée aux flambaux, der Fackelzug.

beliebte Reiseziele Schweiz
Man hört die Gäste wieder fachsimpeln: Aus der ehemaligen Crèmerie, die Milch und Rahm an die Kurhäuser von Leysin lieferte, wurde um 1900 eine „Buvette", eine kleine Schankstube. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich das Chalet zum Fondue-Mekka. Pierre Alain, der Bauernsohn, der in diesem Haus geboren ist, hat einen Ort geschaffen, wo alle sich wohl fühlen: alte Kameraden aus dem Dorf, Zugewanderte, Stammgäste von nah und fern wie Robert aus England. Sie sind seine Freunde, eine zusammengewürfelte Runde aus Schweizern, Franzosen, Deutschen. Pierre Alain rät auch mal zur Abwechslung: „Zum Fondue passt gut auch ein La Louve noir, ein Rotwein, der ein Winzer von oberhalb Aigle keltert", sagt er. Klar, hier gibt es auch noch andere Spezialitäten wie Rösti, Zvieriplättli, Wildschwein-Entrecôte oder Ingwer-Entenbrust mit Whiskey flambiert. Der Künstler in der Küche ist übrigens kein Einheimischer. Koch Mike McCartney stammt wie sein berühmter Beatles-Namensvetter aus Liverpool. Doch seine Küche ist urschweizerisch, romande, geprägt von den Steinpilzen, die Vater Daniel gesammelt hat, von den Waldbeeren aus dem umliegenden Wald, vom Charakter der Landschaft.
Nach dem reichhaltigen Fondue lockt die Aussicht. Mit einem fünfminütigen Spaziergang gelangt man zum Aussichtspunkt, wo der Genfersee zu Füssen liegt, daneben die Savoyer Alpen, und hinter den Tannen glitzern die Dents du Midi.

„Prafandaz": Chalet-Restaurant Prafandaz (1580 m.ü.M.)
Prafandaz, 1854 Leysin, Aktivitäten im beliebten Reiseziel: Winterwandern, Schneeschuhlaufen, Paragliding, Ski, Snowboard, Freestyle-Anlage, Skilanglauf, Skitouren, Fackelwanderung mit Schneeschuhen nach Prafandaz, Fondue, jeweils freitags (Reservation Office du Tourisme, Leysin), Quelle: Schweiz Tourismus